Das Grenzödland

Im Westen der Grenzwüste liegt dieses Ödland. Aus dem Boden ragen rippenartige Felsen auf und es regnet eigentlich permanent. Man kann kein einziges Fleckchen Gras finden.

cf Park von Ylistol
Ich seufzte. Der Weg hatte mich ziemlich weit weg geführt, schon bis nach Plegia und dementsprechend war auch eine Menge Zeit vergangen. Eben war es noch Morgen gewesen, jetzt war es schon später Nachmittag. Aber das war kein Problem, ich hatte hier meien Ruhe, war alleine und konnte mir die beute ansehen. Neugierig setzte ich mich auf einen Stein und machte den beutel auf. Leider kam kein Geld raus, sondern... Süßigkeiten. Ich stutzte. Bitte was? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Warum Süßigkeiten? Womit hatte ich das verdient? Ich verstande es nicht. Ich wollte es nicht verstehen. Aber vielleicht... vielleicht konnte ich die Bonbons und Kekse benutzen. Man wusste ja nie. ich lächelte und steckte den Beutel weg, dann sah ich in den wolkenverhangenen Himmel, aus welchem es wie aus Kübeln regnete.
"Es ist so ruhig... was meine Eltern wohl so machen?"
Ich schüttelte energisch den Kopf und nahm einen Apfel aus meiner Tasche, den ich aß. Brauchte man ja auch immer, oder nicht? Ich seufzte und überlegte, was ich als nächstes tun sollte.

cf: Park in Ylistol
Ich war außer Puste als ich das Mädchen endlich eingeholt hatte, ich atmete schwer und der Schweiß stand mir auf der Stirn. Der Weg bis zum Plegianischen Grenzödland, kurz auch als das Moor von Plegia bekannt, war lang gewesen und ich hatte lange keine weiten Strecken mehr hinter mich gelegt. Ich fuhr mit mit der Hand über die Stirn und versuchte meine Atmung zu beruhigen, doch ich konnte nicht. Der Regen prasselte auf meinen Kopf und meinen Körper, meine Kleidung war durchnässt, aber der Schweiß und die herrschende Wärme in meinem Körper verschwanden allmählich. Ich sah zu den Wolken hinauf und spürte den Regen über mein Gesicht laufen. Ich schloss kurz die Augen um zur Ruhe zu kommen und die Kühle des Regens genießen zu können, der langsam über mein Gesicht lief und dann tropfenweise auf den Boden platschte. Ich öffnete die Augen und ließ meinen Kopf sinken um zu dem Mädchen zu schauen, ihre grünen Haare sah man selbst in dem Regen, der die Sicht stark behinderte, problemlos und das intensive Leuchten ihrer blauen Auge brannte sich in meinem Kopf ein. Sie aß einen roten Apfel und hatte meinen Beutel auf ihrem Schoß liegen, ich konnte einige der Bonbons auch von meinem Standpunkt aus sehen. Besonders gut konnte ich das rote Papier eines Erdbeer-Bonbon sehen.
Der Regen lief mir inzwischen in den Nacken und mir war eiskalt geworden, Regen rannte mir den Rücken herunter und ließ mich frösteln, würde ich noch länger hier stehen bleiben, würde ich krank werden. Langsam ging ich auf sie zu und blieb genau vor ihr stehen. "Ich denke, dass ist mein Beutel?" Ich deutete auf den Beutel auf ihrem Schoß.

Ich hatte den Kerl nicht wirklich bemerkt, schließlich glitt mein Blick in den Himmel, wo ich den Lauf der Regenwolken beobachtete. Oder auch nicht, denn sie waren vollkommen reglos und standen nur dort. Mittlerweile war ich vollkommen nass, bis auf die Knochen durchgeweicht und ein wenig kühl war mir auch. Doch ich war daran gewöhnt, denn Galen, mein Heimatland, lag zum Teil in hohem Gebirge, dort war auch die Hauptstadt. Kälte war ich so gesehen gewohnt.
Ich hörte die Schritte, welche den Fremden zu mir führten. Mein Blick glitt runter und lag auf ihm. RUhig beobachtete ich, wie er näher kam und beendete das Essen des Apfels. Den Stiel warf ich weg, wohin auch damit? Und den Boden verschmutzte er nicht.
Der oranghaarige meinte, dass der Beutel auf meinem Schoß seiner sein könnte. Ich nahm das Teil, knotete es ordentlich zu und ließ ihn an den Bändern um meinen Zeigefinger kreisen.
"Schon möglich. Willst du ihn wiederhaben?"
Ich dachte kurz nach, schließlich konnte ich ihn nicht einfach zurück geben.
"Hm... wie wäre es, wenn ich ihn dir wiedergebe und du leistest mir dafür eine Weile Gesellschaft. Was meinst du?", fragte ich nun und lächelte kühl und herablassend, wie eine Königin, die mit einem Untergebenen redete.

Es hatte etwas gedauert, ehe sie den Blick von den Wolken genommen hatte, die schwer am Himmel hingen. Auf meine Frage hin knotete sie ihn zu und fast schon erwartete ich, ihn zurück zu bekommen, aber das wäre wohl zu einfach gewesen. Sie ließ den Beutel kreisen und meinte:"Hm... wie wäre es, wenn ich ihn dir wiedergebe und du leistest mir dafür eine Weile Gesellschaft. Was meinst du?" Ich sah sie an. "Was genau beinhaltet diese 'Gesellschaft', wenn man fragen darf?", stellte ich eine Gegenfrage und betrachtete sie misstrauisch. Sie war wohl auch eine Diebin oder einfach nur verzweifelt, aber ihrem Aussehen nach passte ersteres besser zu ihr.

Ich legte den Kopf ein wenig schief, als er fragte, was Gesellschaft beinhaltete.
"Das weißt du nicht? Ziemlich mickrig, wenn ich das so sagen darf. Gesellschaft bedeutet, dass du einfach eine Weile mit mir durch die Gegend ziehst, schließlich ist es langweilig, immer nur alleine zu sein.", erklärte ich ihm dann. Der Beutel kreiste weiter um meine Finger, dann fing ich ihn auf und verstaute ihn an meinem Gürtel.
"Wenn du zusagst und deinen Job gut machst, kriegst du das Teil wieder. Sonst nicht. Und glaub mir, ich lasse mich nicht so leicht bestehlen.", erklärte ich und nahm mir meinen Trinkbeutel. Augenscheinlich war dort Wasser drinnen, doch natürlich war es Alkohol. Ich mochte den Wein, welcher im Moment meinen Beutel füllte, er war nicht nur unglaublich gut, sondern auch noch durststillend. Und er beruhigte die Nerven.
Ich nahm ein paar Schlucke und verschloss das Teil wieder, welches dann in meiner Beuteltasche verschwand. Sonderlich groß war mein Trinkbeutel aber auch nicht.
"Klingt das nach einem Vorschlag, oder willst du nicht?"

Ich ließ mir den Vorschlag durch den Kopf gehen, ich hatte in nächster Zeit eigentlich nichts vor, aber da war Tikis seltsame Botschaft und es war bisher noch ungeklärt was es damit auf sich hatte, die Hirten könnten mich in nächster Zeit brauchen, aber ich wollte diesen Beutel zurück! Wenn man mich brauchen würde, könnte ich immer noch wieder abspringen, ein Versuch war es wert. "Na gut", setzte ich an, "ich heiße Gaius, bin ein Dieb und Mitglied der Hirten, und du?" Ich spürte den Regen inzwischen nicht mehr, auch an die Kälte hatte sich mein Körper bereits gewöhnt. Ich würde sicherlich nicht komplett gesund davonkommen, aber ich hatte gerade Wichtigeres zu tun, als mir darum Gedanken zu machen.

Der nette Kerl stimmte zu und meinte, dass er Gaius hieß. Scheinbar war er ebenso ein Dieb, wie ich und ein Mitglied der Hirten. Von denen hatte sogar ich schon gehört.
"Mein Name ist Terra. Und ich betätige mich, wie du sicher bemerkt hast, ebenso als Diebin. Aber ich gehöre keiner Gruppe an, das ist mir zu riskant.", stellte ich mich nun vor. Doch das war noch nicht alles.
"Ich habe gehört, die Hirten sollen sich auf der ganzen Welt verteilt haben. Stimmt das? Und weißt du noch, was mit den anderen ist? Oder hast du sie nicht mehr gesehen?", fragte ich nun neugierig. Ich wollte herausfinden, wie stark ihre Freundschaftsbande waren, auf die die Hirten so stolz waren. Wenn sie sich aus den Augen verloren hatten, dann waren sie wohl nicht ganz so stark, wie man denken konnte. Den Beutel gab ich nicht zurück, noch nicht. Schließlich war nur ein Teil der Abmachung eingehalten worden.

Terra war also ihr Name, ich wusste nicht genau wieso, aber er passte gut zu ihr. Sie fragte mich nach den Hirten, was mir einen kleinen Stich versetzte, den ich allerdings ignorierte. "Ja, wir haben uns etwas verstreut. Aber ich weiß wo die anderen sind und was sie machen, zumindest bei den Meisten. Im Notfall würden wir schnell zusammen kommen können." Es war eine Lüge gewesen, natürlich. Die Hirten hatten sich sehr weit verstreut und wenn eine Katastrophe passieren würde, würden wir niemals schnell zusammen kommen, die Frage war, würden wir überhaupt zusammen kommen können? Einige regierten inzwischen ganze Reiche und auch die anderen, insofern sie nicht, so wie ich, die ganze Zeit faulenzten, hatten ebenfalls zu tun. Vielleicht brauchten wir neue Mitglieder? Aber das konnte ich wohl kaum bestimmen.

"Und... was macht euer Anfhrer? Ich habe gehört, sowohl Chrom, als auch euer Taktiker sind auf Nimmerwiedersehen verschwudnen. manche munkeln auch, dass sie schon tot sind. Eine Gruppe kann nicht ohne Anführer bestehen. Was macht ihr denn dann?"
Ich war einfach nur neugierig und bemerkte gar nicht, dass ich in Wunden bohrte. Aber andere taten es auch, fragten mich, warum meine Eltern nicht besser auf ihre Rotzgöre aufpassten und wenn ich antwortete, dass sie tot waren, dann hämmerten sie darauf ein, ohne Ende. Ich konnte manche Menschen nicht leiden, auch, wenn ich mich gerne unter ihnen befand. Aber am schlimmsten waren Verräter, Menschen, die sich nicht einig waren, wohin sie wollten und zu wem sie gehörten.
Ich seufzte und sprang von dem Felsen, auf dem ich gesessen hatte.
"Entschuldige, Gaius. Ich wollte nicht gemein sein. Also... ich wollte mir schon immer mal Plegia ansehen und du kannst mir sicher sagen und zeigen, wo man nützliche Sachen findet, oder nicht?", strahlte ich ihn nun an und wartete auf seine Antwort.

Sie hatte Recht, ohne einen Anführer konnte keine Gruppe leben. Robin war nach Grimas Tod spurlos verschwunden, sie hatte uns geleitet, war immer unsere Anführerin gewesen und nur dank ihr hatten wir schließlich Grima besiegen können und Chrom hatte die Hirten verlassen um nach Robin zu suchen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Gab es 'die Hirten' überhaupt noch? Niemand war mehr beim Anderen, ich wusste nur, dass Lon'zu Ferox, Tharja Plegia und Say'ri Valm regierte, von den anderen hatte ich nichts mehr gehört. "Chrom wird zurück kehren", antwortete ich, doch ob ich selber dran glaubte, war selbst mir ungewiss.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie aufgestanden war, weswegen ich mich erschreckte als wir uns plötzlich auf Augenhöhe befanden und sie mich erneut ansprach:
"Entschuldige, Gaius. Ich wollte nicht gemein sein. Also... ich wollte mir schon immer mal Plegia ansehen und du kannst mir sicher sagen und zeigen, wo man nützliche Sachen findet, oder nicht?" "Kein Problem, ich habe es nicht so empfunden." Ich überlegte kurz, mein letzter Besuch dieses Kontinents war lange her, doch die Pleganische Burg war immer interessant. "Wir könnten uns die Burg ansehen, sie ist sehr beeindruckend."

Ich nickte bei Gaius' Worten. Vertrauen war immer gut... nur nicht immer nützlich. Ich dachte ein bisschen darüber nach, während ich zu Gaius ging.
"Eine Burg...", ich verzog das Gesicht ein wenig. Doch andererseits hat es sicherlich eine Menge Veränderungen gegeben, in den Burgen. Ich lächelte also wieder.
"Eine Burg klingt nicht schlecht. Wenn man dem glaubt, was man in den Tavernen hört, dann soll die Burg von Plegia eine Stadt sein. Stimmt das? Das verdoppelt meine Neugierde, kannst du mich hinführen? Wäre so toll. Und du bekommst deine Süßigkeiten schneller wieder.", fragte ich freundlich. Ich wollte unbedingt das Bauwerk sehen, koste es, was es wolle. Schließlich hatte ich noch nie gesehen, dass es Häuser in einer Burg gab. Nur davon gehört und es bisher als Unsinn abgetan.

"Ja, die Burg und die Stadt sind wirklich beeindruckend anzusehen", erzählte ich, "es ist eine sehr schöne Stadt mit vielen guten Läden. Das letzte Mal hatte ich leider nicht die Möglichkeit mich richtig umzusehen, damals mussten wir uns beeilen." Ich dachte an die zeit zurück als wir noch eine Truppe gewesen sind, wir die Hirten und den Drachen Grima besiegt hatten, wie hatten Ylisse und den Rest der Welt gerettet, doch das war nun schon 5 Jahre her, 5 Jahre in denen eine menge passiert war. Ich schüttelte die Gedanken an diese Zeit ab und meinte zu meiner neuen Begleiterin:"Lass uns gehen!"

tbc: Burgtor

Ich nickte. Ja, Tempo war immer schlecht, wenn man sich etwas ansehen wollte.
"Kann ich wirklich gut verstehen. Das hatte ich früher auch oft, aber ich denke, meien Gründe waren ein wenig anders als deine.", erklärte ich, schon meinte Gaius, dass wir gehen sollten.
"Klar, je schneller, desto besser.", stimmte ich zu und freute mich, dass es weiter ging. Der ewige Regen war zwar angenehm, aber ich war ja wohl schon nass genug. Irgendwann wurde auch ich krank und darauf konnte ich ruhig verzichten, danke.
Ich sprang immer wieder von einer Stelle zur anderen, was mich nicht nur noch nasser machte, sondern mich auch dreckig machte. Ob Gaius das auch passierte, wusste ich nicht, aber ich passte eigentlich darauf auf, dass nichts geschah. Dennoch folgte ich Gaius jetzt schon gerne und ich hoffte, dass es auch so bleiben würde. Ich war froh, jemanden hier zu haben und nicht allein zu sein.

tbc Burgtor von Plegia