Die Reise war weit gewesen, Ferox lag am anderen Ende des Kontinents, sodass es bereits sehr spät abends war, als wir den Hafen erreichten. Ich ließ meinen Blick über das Wasser schweifen und sah zu den Schiffen in der Ferne, die sich nur leicht vom dunklen Nachthimmel abhebten. Sterne gab es in dieser Nacht keine, was bei dem wolkigen Himmel allerdings auch nicht verwunderlich war. Nur das Ebenbild des Mondes spiegelte sich im Wasser wieder. Kleine Wellen schwappten gegen den Hafen, doch das Meer war ruhig und dunkel, selbst direkt am Rand schien es endlos tief zu sein, wobei es mir sicherlich nicht einmal bis zur Hüfte ging. Doch ausprobieren wollte ich es trotzdem lieber nicht, noch war mir mein Leben lieb und dies würde auch erst einmal so bleiben.
cf Backhaus Gaius legte ein ganz schönes Tempo vor, sodass wir es tatsächlich schafften, auf die andere Seite des Kontinents in einem Tag zu kommen. Ich seufzte. "Oh man. Ein verdammt langer Weg... aber wenigstens haben wir es hinter uns. Ich glaube jedoch nicht, dass wir heute noch ein Schiff bekommen. Und ich habe auch nicht groß Lust, heute noch um ein Zimmer zu betteln... wollen wir gleich hier schlafen? Ich habe noch nie auf freiem Feld geschlafen. Bei uns wäre das undenkbar gewesen und sonst kam ich irgendwie nicht drauf.", fragte ich und gähnte. Egal, was Gaius nun antworten würde, ich war so müde, dass ich auch im stehen einschlafen konnte. So legte ich mich einfach auf den Strand und schlief sofort ein. Im Moment war Flut, so würde ich nicht nass werden, zum Glück.
Natürlich konnten wir hier schlafe, ich war das Schlafen im Freiem immerhin gewohnt, früher hatte ich das oft tun müssen und Diebe waren außerdem ein härteres Leben als normale Bürger gewohnt, aber das wusste Terra ja sicherlich. Ich sah ihr hinter her als sie zum Strand hinunter ging und sich hinlegte. Ich ging ebenfalls zum Strand, setzte mich allerdings in den Sand und sah wieder auf das Meer hinaus. Der Mond spiegelte sich noch immer auf der Wasseroberfläche und leuchtete wunderschön, sein Licht erfasste nicht nur sein Abbild auf dem Meer, sondern auch ein Stück des Strandes. Dieser wirkte silbern glänzend, wie ein frisch geschliffenes Schwert.
Ich bemerkte schon nicht mehr, wie Gaius sich neben mich setzte und in den Himmel sah. Ich war zu müde gewesen und sofort eingeschlafen. Doch irgendwie spürte ich, dass da einer war und ich fühlte mich extrem wohl hier bei dieser Person. Doch mien dämmriges Hirn gaukelte mir nicht vor, dass es nur Gaius war, sondern es versuchte mir klar zu machen, dass es meine Familie war. Ich seufzte und lächelte leicht im Schlaf, während ich mich hin drehte und meine Hand ein wenig ausstreckte, als würde ich seine suchen und es aufgeben. Eine Weile blieb ich so liegen, vielleicht mehrere Stunden, doch irgendwann wurde ich langsam wieder wach. Leider war mein Hirn nicht ganz so schnell wach wie mien Körper und es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass die Person neben mir NICHT meine Familie war. Ich wurde rot und setzte mich auf, was meine Hand automatisch zurückholte. "Ähm... tut mir leid... ich... das wollte ich nicht.", murmelte ich und stand auf. Mein Gesicht war wieder normalfarben und ich sah zu Gaius. "So, wollen wir weiter?"
Ich war die Nacht über wach geblieben und hatte die Sterne, den Mond, sowie das Meer beobachtet. Die meiste Zeit über war dies in der Tat etwas langweilig gewesen, doch manchmal ereigneten sich interessante Geschehnisse, einmal wurde eine faustgroße Muschel angeschwemmt, welche ein wunderschönes Muster hatte. Feine Spiralen waren auf ihr abgebildet, so als hätte das Meer sie persönlich mit einem feinen Pinsel auf die Schale gezeichnet. Sobald das Meer jedoch wieder begann mich zu sehr zu langweilen, so hatte ich Terra, welche selig und ruhig geschlafen hatte, angesehen. Sie birgte viele Geheimnisse und ich hatte das Gefühl gar nichts über sie zu wissen während ich für sie ein offenes Buch war. Ob ich jemals mehr als ihren Namen wissen würde? Als sie plötzlich ihre Hand nach meiner ausstrecke, die meine jedoch nicht erreichte, wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Ich entschied mich dazu gar nichts zu tun und erstmal abzuwarten, sollte sich noch etwas an der Situation ändern konnte ich ja noch spontan entscheiden, doch es änderte sich auch nichts mehr, Terra blieb ruhig liegen. Der Morgen kam und meine neue Begleiterin erwachte, als sie jedoch merkte wo ihre Hand lag, zog sie sie schnell zurück, dabei wurde sie etwas rot. Sie murmelte etwas, dass ich kaum verstehen konnte und fragte dann, wieder mit fester Stimme, ob wir weiter wollten. Ich bejahte.
